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25.11.2021

Draußen

Naturbegegnungen und mehr

Waldhütte

In unserer Kita-Konzeption steht beschrieben, dass die Natur und die damit einhergehenden Naturerfahrungen eine große Bedeutung haben.

In unserem Garten säen, pflanzen und ernten unsere Kita-Kinder und erleben, dass durch Hege und Pflege ein guter Ernteertrag möglich ist. Tomaten, Kohlrabi, Paprika und Gurken benötigen einige Zeit zum Wachsen, brauchen ausreichend Licht und Wasser und schmecken umso besser, wenn man sie selbst erntet.

Der Rasen lässt sich leichter mähen, wenn er nicht ganz so hochgewachsen ist und das Unkraut ist ruckzuck beseitigt, wenn viele Hände helfen.

An unseren Naturtagen und in den Ferien sind wir oft unterwegs in den Baunataler Wäldern oder in der Waldstation. Nach einem Vormittag im Wald kehren die Kinder müde gespielt und glücklich ins Astrid–Lindgren–Haus zurück.

Wir haben so viel erlebt.

Bei einer unserer letzten Exkursionen zum Bürgel haben sich die Kinder als kleine Architekten bewiesen. Eine große Gruppe der Jungen und Mädchen hat ein Haus konstruiert: Gemeinsam wurden Aufgaben verteilt, unterschiedliche Materialien gesammelt, gebaut und gewerkelt. Sogar eine Klo-Grube ist entstanden. Diese Teamarbeit, so friedlich, konstruktiv und durchdacht, hat uns Erwachsene sehr beeindruckt. Und auch das Ergebnis kann sich sehen lassen!

 
Ein Baum

Ein anderes Mal haben wir 12 Eichen im Hölzchen gepflanzt.

Helmut Siebert von den Waldinteressenten Baunatal hat das Tun der Kinder professionell begleitet und wir freuen uns darauf, das Wachstum der Eichen zu beobachten.

Und hätten Sie gewusst, dass der Leisel fünf Quellen in den Langenbergen zugeordnet werden und sie unter dem Gelände des ALH die Schulstraße unterquert und im gegenüberliegendem Garten wieder zum Vorschein kommt.

Und dass viele Wassertiere in der Leisel wohnen, die von ungewöhnlicher Gestalt sind?

Es ist eine Freude, gemeinsam mit den Kindern diese Abenteuer zu erleben, ihre Kreativität zu erleben und Lernräume zu schaffen, die die Kinder glücklich und zufrieden machen.

Diese Erfahrungen, die wir jede Woche machen dürfen, werden u.a. durch wissenschaftliche Arbeiten des Gehirnforsches Gerald Hüther gestützt. So sagt er in einem Interview: „Die moderne Lebenswelt bietet nicht genügend Freiräume für eine gesunde Entwicklung von Körper und Geist.“ Er plädiert dafür, Mädchen und Jungen möglichst viel Zeit draußen verbringen zu lassen und so das spielerische Erkunden in der Natur zu fördern.

Die Natur ist für Kinder ein idealer Entwicklungsraum. Sie ist so lebendig, wie die Kinder selbst. Sie verändert sich ständig Und wird von den Kindern mit allen Sinnen wahrgenommen. Der Wald sieht im Herbst anders aus als im Frühjahr, riecht anders, man hört anderes.

 
Verwilderte Sitzbank im Wald

Erdbeeren wachsen im Juni, die Äpfel an unserem Patenbaum sind im Oktober reif. Im letzten Jahr hatten wir ganz viele Äpfel und haben Apfelsaft gemacht. In diesem Jahr reichte die Ernte nur für zwei Apfelkuchen.-

Im Wald haben Mädchen und Jungen ausreichend Platz, um neue Bewegungen auszuprobieren – rückwärtslaufen, klettern und hüpfen. Sie treffen auf Widerstände, an denen sie wachsen können. Etwa, wenn sie über einen Baumstamm balancieren, in Wipfel klettern, so hoch sie sich trauen und mit Begleitung eines Erwachsenen, oder über einen Bach springen. So werden sie von Mal zu Mal geschickter, bewegen sich immer sicherer, lernen sich selbst und ihre Möglichkeiten immer besser kennen. Gerade kleine Kinder beziehen allein aus solchen motorischen Erfolgserlebnissen viel Selbstbewusstsein. Sie brauchen das Abenteuer – und sie suchen es. Es ist Ausdruck ihrer angeborenen Entdeckungs- und Gestaltungslust. Dass es auch mal nasse Füße gibt, wenn man über die Leisel springen will und in der Leisel landet, gehört dazu. Gut, dass es Wechselkleidung gibt.

Gerald Hüther sagt in seinem Interview, dass nicht nur die Motorik, sondern auch der allgemeine Gesundheitszustand von Kindern besser wird, wenn sie viel draußen spielen:

 
Feuerstelle in einer Waldhütte

„Studien zeigen auch, dass das Immunsystem eines Kindes gestärkt wird, wenn es viel Kontakt zu Pflanzenstoffen, Tieren, Würmern sowie Keimen aller Art hat. Denn seine Abwehrzellen kommen auf diese Weise frühzeitig mit einer Vielzahl von Mikroben und Fremdstoffen in Kontakt und lernen, Schädliches von Ungefährlichem zu unterscheiden. Die Folge: Allergien treten weniger häufig auf. Sogar die kognitive Entwicklung der Kinder wird positiv beeinflusst.“

In einem verwilderten Garten oder im Wald ist nie etwas fertig, ist nichts vorgefertigt oder festgelegt. Ständig verändert sich die Natur. Da lassen sich Wasserläufe mit Steinen aufstauen, aus Ästen Lagerfeuer und Hütten errichten, mit Rinde, Moos und Blättern kleine Figuren bauen. Kinder entwickeln dabei eine unglaubliche Vorstellungskraft. Aus einem simplen Stock zum Beispiel können sie in ihrer Fantasie alles Mögliche erschaffen, etwa einen Bogen oder ein Reitpferd.

Und wenn dann noch die Wichtel aus dem Hundertwurzelwald in ihrem fliegenden Körbchen das Bürgel besuchen, nimmt das Erzählen kein Ende und man hat die beste Sprachförderung, die es nur geben kann, weil der Phantasie keine Grenzen gesetzt sind.
Hüther: „Jede Form der Kreativität, jede gute Idee führt dazu, dass das Belohnungszentrum im Gehirn spezielle Botenstoffe ausschüttet, die ein gutes Gefühl auslösen. Das wirkt motivierend. Und zugleich werden die Nervenzellen angeregt, sich stärker miteinander zu vernetzen. Auf diese Weise funktioniert Lernen von ganz allein, mit sehr viel Freude. Daraus entsteht ein innerer Antrieb, sich weiter auszuprobieren, etwas zu bewirken. Dabei können sich Kinder im eigenen Tun verlieren und sich ganz mit dem verbinden, was sie machen. Das nennen wir Spiel.“

 
Papierhäuschen mit Teelichtern drin die leuchten

Die Lust, Neues zu entdecken, ist jedem Kind in die Wiege gelegt. Etwa, wenn ein Kind sich für einen Käfer oder ein außergewöhnliches Blatt begeistert. Und wenn niemand kommt, der stört und sofort alles wegerklärt, dann schaut es auch mit Hingabe den Ameisen beim Blattlausmelken zu, sucht unter Steinen nach Kellerasseln oder lauscht den Vogelstimmen im Wald. So entstand kürzlich auf dem Bürgel eine Schneckensiedlung.....!

Kein kindgerechtes Spiel kann aus unserer Sicht das Spiel im Wald ersetzten, sondern nur ergänzen. Ein Computer riecht nicht nach Harz, er schmeckt nicht nach feuchter Erde. Man kann seine Finger nicht hineingraben, Kälte und Nässe spüren; sich nicht darin verstecken oder etwas damit bauen und dabei die eigenen Kräfte wahrnehmen.

Mit diesen positiven Erfahrungen aus dem Tun, der Kinder, gestützt durch die wissenschaftlichen Erkenntnisse, freuen wir uns auch auf die kalte Jahreszeit, in der es schwerer fällt, nach draußen zu gehen, um in Wald und Flur unterwegs zu sein. Und mit einem warmen Tee, auf unserem Waldsofa sitzend, ist es auch richtig gemütlich, wenn man über die Abenteuer redet, die man gerade erlebt hat!

Könnte es übrigens sein, dass das große graue Tier, das wir gesehen haben, ein Wolf war oder doch nur eine Katze, die spazieren geht und Mäuse sucht.....?