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15.03.2022

Bürgermeisterin Manuela Strube sprach im Senioren-Arbeitskreis.
Bürgermeisterin Manuela Strube sprach im Senioren-Arbeitskreis.

Seniorenarbeitskreis Baunatal

Bürgermeisterin überrascht Senioren - 2022 zwei Veranstaltungen geplant

Ohne Voranmeldungen besuchte die erst seit wenigen Wochen im Amt befindliche Bürgermeisterin Manuela Strube den Senioren-Arbeitskreis während seiner Plenarsitzung. „Ich bin überrascht über die mehr als 30 Anwesenden und möchte sie über aktuelle Entwicklungen informieren“, so die Bürgermeisterin bei ihrer Begrüßung.

Auch Baunatal ist von den Stürmen im März nicht verschont geblieben: So gab es allein 20 Einsätze der Feuerwehr wegen Haus- und Dachschäden, umgestürzter Bäume, sowie an der Oberleitung der Straßenbahn, informierte sie.

Die Entwicklung des Gertrudenstifts mit zwei Insolvenzanträgen habe die Stadt überrascht und bereite große Sorgen. „Unser Ziel ist es, die Pflege im Seniorenheim und in der Jungen Pflege sowie den Betrieb der Kindergartengruppen sicherzustellen. Dazu habe ich schon mehrere Gespräche mit dem Pflegepersonal, der Heimleitung und dem Insolvenzberater geführt. Wir versuchen eine adäquate Lösung für die Einrichtung zu erreichen, auch wenn die Stadt nicht im Gläubigerausschuss beim Insolvenzberater vertreten ist“, führte sie aus. Einige Teilnehmer brachten ihre Sorge zum Ausdruck, weil das Gertrudenstift und die beiden weiteren Seniorenheime eine wichtige Bedeutung für die Baunataler Altenversorgung haben.

Mit zwei zusätzlichen Mitarbeiterinnen, einer neuen Software ab April und weiteren Schulungsmaßnahmen werde die Arbeit im Bürgerbüro erheblich verbessert. „Wartezeiten über mehrere Monate sind ein Unding“, betonte Manuela Strube.

Die Innenstadt und insbesondere der Bereich um den Marktplatz werde - auch mit einem Landeszuschuss - erheblich aufgewertet mit einer verbesserten Aufenthaltsqualität (z.B. mehr Grün, Sitzgelegenheiten, einer Brunnenanlage).

„Auch der zunehmenden Beschwerden über nicht eingehaltene Geschwindigkeitsbegrenzungen werden wir uns mit verstärkten Blitzaktionen annehmen“, berichtete die Bürgermeisterin. Die Ergebnisse werden jeweils in den Baunataler Nachrichten veröffentlicht.

In den Innerortslagen würden verstärkt Tempo-30-Zonen eingerichtet, auch zur Verbesserung der Verkehrssicherheit aller Verkehrsteilnehmer.

Mit dem Baunataler Aktionsplan zur UN-Behindertenrechtskommission wolle man deren Leitprinzipien - u.a. die volle gesellschaftliche Teilhabe, die Achtung der Selbstbestimmung und die soziale Wertschätzung von Menschen mit Behinderung – umsetzen.

Manuela Strube berichtete weiter, dass Baunatal als HOST TOWN 2023 der Special Olympics World Games – eines der größten kommunalen Inklusionsprojekte in Deutschland – anerkannt wurde und damit Gastgeber für viele Athletinnen und Athleten sein wird.

Auf Nachfrage von Sitzungsteilnehmern sagte sie zudem zu, dass eine Rentenberatung auch weiterhin in Baunatal stattfinden werden – in welcher Form auch immer. Auch Fahrten nach Sangerhausen und Vrachlabi seien in diesem Jahr geplant unter dem Vorbehalt der Coona-Entwicklung. Vorsitzender Wolfram Meibaum zeigte sich sehr erfreut von dem spontanen Auftritt der Bürgermeisterin und bedankte sich für die umfangreichen Informationen.

30 Jahrfeier und Aktionstag

Abschließend beschloss der Senioren-Arbeitskreis, dass in diesem Jahr die ausgefallene 30-Jahrfeier des Arbeitskreises (voraussichtlich am 13. Mai) sowie der jährliche Aktionstag unter dem Motto DAHEIM statt HEIM (voraussichtlich am 29. September) stattfinden werden.


08.03.2022

Seniorenbeirat kritisiert Verfahren im Gertrudenstift

„Die Entwicklung des Gertrudenstifts ist eine Katastrophe für Betroffene“

Mit großer Besorgnis betrachten wir die aktuelle Lage des Gertrudenstifts, mit Entsetzen und Verärgerung schauen wir auf den bisherigen Ablauf zur Insolvenzentwicklung, erklärten Dierk Koch (Vorsitzender des ) und Wolfram Meibaum (Vorsitzender des ). Die Gesamtentwicklung ist für die Heimbewohner (Senioren, Behinderte und Pflegebedürftige) eine einzige Katastrophe. Im aktuellen Verfahren geht es primär um die finanziellen und die wirtschaftlichen Belange einer verwaltungsrechtlichen Insolvenzabwicklung. Einzelschicksale und menschliche Bedürfnisse werden in kalte Zahlen gepresst. Es stellt sich die Frage wie hier mit bedürftigsten Menschen umgegangen. Die sozialen und gesellschaftlichen Auswirkungen dieser Entscheidungen spielen augenscheinlich keine Rolle.

So wurde die Stadt Baunatal nicht im Gläubigerausschuss beteiligt, obwohl sie mit Grundstück und umfänglicher Kostenerstattung für den Kindergarten zur Finanzierung der Einrichtung beiträgt. Warum eigentlich nicht?

Besonders kritikwürdig ist, so Koch und Meibaum weiter, dass unter den Augen des SELK (Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche) Pflegebedürftige und Angehörige binnen fünf Wochen, getrieben durch das Insolvenzverfahren, einen neuen Heimplatz suchen müssen. Der Kündigungsschutz sieht in Deutschland eine Frist von drei Monaten vor. Dieser gilt im Falle von stark belasteten Menschen mit Handicap und deren Angehörigen offensichtlich nicht.

Natürlich ist die Pflege von schwer pflegebedürftigen Menschen aufwendig und teuer. Es ist nachvollziehbar das Institutionen in solch einem Bereich nicht unbedingt wirtschaftlich sein können. Allerdinges müssen nun 22 Menschen eine neue Heimat finden. Dies werden oftmals sehr wahrscheinlich keine dafür eingerichteten Einrichtungen sein, da Plätze in solchen Einrichtungen in der Region knapp sind. Umso mehr verwundert es, dass die „Junge Pflege“ offenbar unterbelegt war und es Personalengpässe gab.

Da es für jüngere pflegebedürftige Menschen aber noch immer nicht ausreichend Plätze in bedarfsgerechten Versorgungseinrichtungen gibt, ist zu befürchten, dass viele Betroffene entgegen der Notwendigkeit und ohne sozialpädagogische Angebote fehlplatziert in Seniorenheimen untergebracht werden. „Das wäre unverantwortlich! - Und mit dem Ziel der Jungen Pflege unvereinbar, den Einzelnen durch therapeutische Förderung bei seiner Lebensführung zu unterstützen und ihn zu ermutigen, sich seine Selbständigkeit soweit wie möglich zu erhalten.“

Für den externen Beobachter stellen sich gleich mehrere Fragen: Hatte die Heimaufsicht nicht früher Kenntnis von der offensichtlichen finanziellen Schieflage der Einrichtung? Wieso waren nicht alle Plätze in der „Jungen Pflege“ belegt? Wieso konnte die Heimleitung nicht adäquat auf die vorhandenen Personalengpässe reagieren? Hätte sie nicht früher handeln müssen? Aber auch: Welche Unterstützung leisten die Heimleitung oder andere Aufsichtsgremien für die Betroffenen?

Noch mehr: Welche Hilfe leisten die diakonische Einrichtung und der Trägerverein der SELK – Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche? Wieso wurde nicht früher auf offensichtliche Missstände reagiert. Zur Zeit drängt sich der Eindruck auf, dass sich Verantwortliche des SELK und die Heimleitung hinter dem Insolvenzverwalter verstecken und der Schutz der Institution wichtiger ist als die Hilfe für die Betroffenen, da es keinerlei wahrnehmbare Hilfsangebote für die Betroffenen gibt.

Zum Hintergrund:
Altenpflegeheime sind auf die Betreuung und Pflege von Menschen ab 65 Jahren ausgerichtet. JUNGE PFLEGE: Für jüngere Menschen bis 65 Jahren, die pflegebedürftig sind, werden Wohn- und Pflegeplätze in vollstationären Pflegeheimen angeboten.